Mit dem Praktikum startet ihr – vielleicht zum allerersten Mal- in die Arbeitswelt. Ihr arbeitet vielleicht das erste Mal in eurem Leben Vollzeit. Das Praxissemester unterscheidet sich fundamental von den restlichen Semestern.
Zum einen macht ihr 35 bis 40 Stunden die Woche relativ das Gleiche. Natürlich gibt es verschiedene Aufgaben, aber im Kern dreht sich alles um Dasselbe. Während man im Studium jeden Tag verschiedene Kurse und Module hat.
Dann sieht man jeden Tag auch die gleichen paar Leute, die Kollegen, und hat auch jeden Tag den gleichen Vorgesetzten, den Chef oder die Chefin, und nicht wie in der Uni auch mal verschiedene Kurse mit verschiedenen Kommilitonen und verschiedenen Dozenten. Das kann toll sein, wenn man sich mit den Kollegen und dem Chef gut versteht. Oder auch nicht so toll, wenn es mit ihnen eben nicht so läuft, weil man keine Abwechslung hat.
Während man im Studium oft eher zuhört, arbeitet man im Praktikum aktiv mit. Und das den ganzen Tag. Das ist einerseits schön, weil man das Gefühl hat, wirklich etwas zu tun. Es kann andererseits aber auch anstrengend sein, weil einfach nur aufmerksam zuhören eben nicht reicht.
Im Praktikum steht man jeden Tag ungefähr zur gleichen Zeit auf und kommt ungefähr zur gleichen Zeit nach Hause. Anders als im Studium, wo man je nach Stundenplan einen sehr unterschiedlichen Tagesablauf haben kann. Das macht eine Woche sehr viel planbarer und man muss sich nicht jeden Tag auf etwas Neues einstellen.
Das für mich Beste am Praktikumsalltag ist aber: Wenn ich Feierabend habe, dann habe ich Feierabend. Ich muss bis zum nächsten Arbeitstag nicht mehr an die Arbeit denken. Ich muss nichts mehr lernen, keine Projektarbeiten schreiben und mich auf keine Prüfung vorbereiten. Man verbringt mehr Zeit in der Arbeit als man es in anderen Semestern in der Hochschule tut. Aber dafür beschränkt sich die Arbeit auch auf die Arbeitszeiten. Und das finde ich persönlich immer sehr angenehm. Ich muss mich spätabends nicht mehr an Projektarbeiten setzen. Oder am Wochenende in Calls für Gruppenarbeiten sein. Und habe am Ende des Semesters keinen Stress mit Prüfungsvorbereitungen und Projektabgaben. Meine Kollegen und Chefs erwarten von mir auch nicht, dass ich nach Ende der Arbeitszeit zuhause noch weiterarbeite.
Auch die Zusammenarbeit mit Kollegen ist etwas ganz anderes als eine Gruppenarbeit an der Hochschule. Schon alleine deshalb, weil man in der Arbeit die Aufgabe innerhalb der Arbeitszeit erledigt und keinen Zeitpunkt in der Freizeit finden muss, an dem alle Zeit haben. Und man muss auch selbst keine Freizeit dafür opfern.
Und natürlich sieht man im Praktikum auch immer, was im Berufsalltag wirklich wichtig ist. An den eigenen Aufgaben und an den Aufgaben der Kollegen. Dadurch erlernt man vielleicht Fertigkeiten, die man im Studium sonst nicht mitgenommen hätte.
Ein Praktikum ist zwar eher auf einen speziellen Bereich fokussiert, anders als ein Semester im Studium, in dem man immer verschiedene Module hat. Aber durch diesen speziellen Fokus ist ein Praktikum oft hilfreicher und sinnvoller für den eigenen Werdegang als ein Semester an der Hochschule, wo man eben auch Dinge lernt, die für einen selbst nicht so relevant sind.
Als Beispiel hier noch einmal ein beispielhafter Tag im Praktikum und im Vergleich ein typischer Tag während des Studiums:
Im Praktikum stehe ich für die Arbeit meist zwischen sechs und sieben Uhr morgens auf, fahre zum Bahnhof und dann geht es mit dem Zug zum Hauptbahnhof in München. Und von da an sind es nur noch ein paar Minuten zu Fuß bis zum Büro. Dort fahre ich als erstes meinen PC hoch und melde mich im Chat als anwesend. Und dann fange ich auch schon mit der Arbeit an. Meist geht es zuerst ans Reels-Skripten. Wenn das erledigt ist, mache ich eine andere Aufgabe, für die ich fest eingeplant bin und bei der ich nicht auf einen Auftrag warten muss. Wenn zwischendurch jemand schreibt, dass ich zum Beispiel einen Bildpost basteln soll, mach ich das recht zügig und mache mich dann wieder an meine feste Arbeit. Online-Meetings gibt es mehrmals pro Woche, dort sprechen wir über die erfolgreichsten und schlechtesten Posts der vergangenen Woche oder allgemein über Änderungen an Aufgaben oder im Team. Ich weiß jeden Tag auch schon, welche Aufgaben ich heute übernehmen werde, dank des Wochenplans.
Wenn ich im Büro bin, gehe ich mit den Kollegen zum Mittagessen. Wir gehen meist um dieselbe Zeit.
Und je nach dem, wann ich angefangen habe, habe ich zwischen 16: 30 Uhr und 17: 30 Uhr auch schon Feierabend und mache mich auf den Heimweg. Und zuhause muss ich bis zum nächsten Tag nicht mehr an die Arbeit denken.
Ich darf auch einen Tag Home-Office in der Woche machen, diesen Tag darf ich mir aber flexibel aussuchen.
Im Studium hängt es stark vom Stundenplan ab, wann ich aufstehe. Ich hatte bisher in jedem Semester auch einen ganzen Tag frei. Auch ist der Stundenplan gerne auch mal nicht so stark gefüllt, wie ein Arbeitstag, dafür muss man dann aber oft auch Zeit überbrücken. Und durch Online-Vorlesungen ist auch der Home-Study-Tag festgelegt. Auch weiß ich im Studium nicht genau, was mich jeden Tag erwartet. Und ich muss mich auf viel mehr verschiedene Leute einstellen als im Büro, Kommilitonen und Dozenten statt nur die immer gleichen Kollegen. Und natürlich muss ich fürs Studium auch zuhause noch oft etwas machen, vor allem gegen Ende des Semesters.
Insgesamt habe ich im Praktikum weniger Freizeit, dafür muss ich in der Freizeit aber nichts mehr für die Arbeit machen. Aber ich muss eben auch jeden Tag etwas leisten und kann nicht einfach eine Vorlesung ausfallen lassen, um einen weiteren freien Tag zu haben oder einfach nur in der Übung oder Vorlesung sitzen und mich berieseln lassen. Dafür habe ich aber auch viele Routine-Aufgaben, bei denen ich mich nicht mehr auf jeden Arbeitsschritt konzentrieren muss.