Als ich am 1. September in Vilnius angekommen bin, war ich erst einmal positiv überrascht, dass hier noch über 20° Celsius waren. Schließlich hatte auch ich Vorurteile und kam mit dem Mindset her, dass es hier kalt und alles alt & grau ist, aber wollte mich von dem Gegenteil überzeugen, weil man sich eben selbst ein Bild davon machen sollte.
Damit ihr nicht ahnungslos und blind hier reinstolpert, gebe ich euch Bilder und Eindrücke, damit ihr wisst worauf ihr euch gefasst machen müsst, solltet ihr Vilnius für euer Auslandssemester in Betracht ziehen.
Die Hochschule ist außerhalb der Innenstadt und nur zwei Bushaltestellen vom Bahnhof entfernt. Dafür ist die Haltestelle direkt vor der VDK und die Busse sind pünktlich, aber meistens sehr voll. Es gibt aber zahlreiche Wohngelegenheiten, die direkt in der Nähe sind, also seid ihr nicht unbedingt auf diese angewiesen. Wer aber weiter draußen, so wie ich Genie wohnt, der darf sich mit anderen um Plätze prügeln 😉
Denn da wird man gut hin- und her geschleudert, also gut festhalten, wer keinen Platz ergattern konnte. Jedenfalls wurden wir an unserem ersten Tag in der Hochschule von unserem Ansprechpartner begrüßt und in einen Raum gebracht. Da hat man sich erstmal beschnuppern können, weil ich zumindest noch niemanden sonst kannte und froh war, ein wenig über meine Mitstreiter für die nächsten Monate zu erfahren. Anschließend bekamen wir einige Sachen, die uns für den Aufenthalt von Nutzen sein könnten. Zum einen eine Broschüre mit bekannten Orten von Vilnius, inklusive Bildern sowie ein Guide-Book in dem quasi alles steht. Von Freizeitangeboten bis Restaurants, Kultur und weiteren nützlichen Tipps. Eine kleine Bibel, die jeder bei sich haben sollte. Was ich persönlich noch richtig cool fand, war, dass wir eine Handykarte mit 1 GB sowie ein paar Freiminuten bekommen haben. Hört sich erstmal nicht besonders an, aber dennoch würde ich das nicht vorschnell wegwerfen. Eine litauische Handynummer zu haben, bietet euch nämlich viele Vorteile. So braucht ihr so eine, wenn ihr Mitgliedskarten für die Supermärkte haben wollt und ich kann euch nur ans Herz legen, euch diese zu holen. Da spart ihr nämlich richtig Geld. Hier gibt es drei große Supermarkt-Ketten. Lidl, den ihr aus Deutschland kennt und dann noch Rimi und Maxima. Die Läden sind quasi überall und teilweise riesig. Da findet ihr wirklich alles. Übrigens sind deutsche Produkte hier sehr teuer, also versucht einheimische Produkte. Ich kann euch versichern, dass die auch sehr gut sind.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, gaben sich unsere Professoren für das Semester die Ehre und gaben etwas über sich und das Fach preis, das sie unterrichten werden. Anschließend konnten wir uns umschauen. Man zeigte uns die Aula, die Kantine und die Bibliothek. Kinotickets wurden uns schon Tage vorher per Mail zugeschickt, weil wir als Willkommens-Geschenk kostenlos den Elvis-Film sehen durften. Interessante Info: englische Filme werden im Normalfall hier nicht übersetzt, weil es sich finanziell nicht lohnt. Also laufen die alle im Originalton und mit litauischen Untertiteln, aber die kann man leicht ausblenden. Ich war schon 3 mal im Kino. Vor allem, wenn man auf eine Vorlesung warten und Zeit totschlagen muss total praktisch. Das Kino ist nämlich zu Fuß nur 15 Minuten entfernt und laufen kann man da auch ganz gut hin. Nach dem Film haben wir uns dann getrennt und durften uns alleine ein Bild von der Stadt machen und haben die Chance genutzt, uns besser kennen zu lernen und für den Abend zu verabreden, wo wir das Nachtleben ein wenig unsicher gemacht haben. Über Party-Locations und Clubs werde ich in einem anderen Beitrag Genaueres schreiben, weil ich noch nicht alles erlebt habe und euch einen ausführlichen Bericht schreiben will.
Wer etwas mit Design, Grafik oder Animation studiert, ist in unserer Partnerhochschule, der VDK, genau richtig. Hier wird das Hauptaugenmerk nämlich auf Photografie, Graifk Design und Fashion Design gelegt. Aber auch Schauspiel und ein Fach für Inneneinrichtung werden angeboten. Wie ich, ein Student für Medien- und Kommunikationsmanagement, dort gelanden ist, ist mir allerdings schleierhaft. Guter Tipp: informiert euch genau über die Hochschulen und die angebotenen Fächer, ansonsten endet ihr wie ich und habt ein Fach ganz alleine mit einem Prof und eins nur mit anderen Erasmus-Studenten. Die Hochschule ist wirklich am besten für kreative Köpfe geeignet. Besonders groß ist die Hochschule nicht, aber das ist bei den Macromedia Hochschulen nicht anders, also einen Kulturschock bekommt ihr nicht. Zugegeben ist sie von innen auch nicht wirklich besonders, weil es das Gebäude schon seit 1997 gibt, aber es ist sehr modern. Fernseher oder Beamer in jedem Raum und die Computer sind neuste Macs. (Apple-Computer). Also bestes Equipment steht für euch bereit. Die Lehrer sind sehr kompetent und haben alle in den jeweiligen Berufsfeldern gearbeitet. Sie können euch auf jeden Fall helfen. Die einheimischen Studenten sind eher ruhig und werden nicht direkt auf euch zugehen. Man muss schon selbst den Mut aufbringen. Ich war beispielsweise bei einer organisierten Halloween-Party im Uni-Gebäude und habe dort viele von ihnen kennengelernt. Allerdings gab es keinen Alkohol, das ist nämlich nicht erlaubt. Das sind unsere Freunde im Osten ein wenig strenger als wir. Ehrlich gesagt war es demnach auch keine Party, sondern eher ein “Gathering” mit Spielen, einer Popcorn-Maschine und anschließend Filmen, die zu Halloween passten. Wollte mit einigen von denen noch die Stadt anschließend unsicher machen, aber zu meiner Überraschung sind die Studenten alle sehr tüchtig und wirklich jeder hat am nächsten Tag gearbeitet. Also unter der Woche weggehen, ist zumindest bei diesen Studenten eher weniger der Fall. Um genau zu sein, sind sie auch lieber in Bars unterwegs. Die Clubs werden demnach von Erasmus-Studenten besucht, aber das werde ich auch noch genaustens überprüfen. Noch ein Grund Feiern zu gehen. Ansonsten würde ich natürlich nicht 😉
Nach kurzer Eingewöhnungszeit habe ich am Wochenende meinen ersten kleinen Ausflug durch die Stadt gemacht und mir ein paar Sehenswürdigkeiten angesehen. Da ist mir direkt dieser Turm und das nicht mehr ganz so gut erhaltene Schloss auf dem Berg aufgefallen. Hier darf man sich auf eine ewig lange Treppe in nicht ganz so gutem Zustand freuen, also gemütliche Schuhe anziehen und Kraft tanken für den Aufstieg. Wer möchte, kann auch für eine kleine Gebühr einen Lift benutzen. Den Turm kann man sogar besichtigen, aber da nichts auf der Welt umsonst ist, darf man auch hier etwas zahlen, sollte man diesen von innen betrachten wollen. Leider bin ich von Natur aus ein wenig geizig 😉
Ansonsten ist die Stadt gespickt mit alten Gebäuden, die aber alle gut erhalten sind. Ich kann nur erahnen wie viele Reparaturarbeiten dort durchgeführt werden. Unter anderem fand ich relativ schnell das Museum, das Bürgerhaus, Kathedralen und viele weitere alte Bauten. Natürlich habe ich so viele wie möglich abgelichtet, weil sie meiner Meinung nach sehr schön und gut erhalten sind. Natürlich hat jedes eine eigene Geschichte, aber den Spaß, das herauszufinden, überlasse ich euch.
Bei der Wohnungs-, bzw. Zimmersuche war mir die Macromedia ein guter Helfer. Ihr bekommt nämlich eine Liste von mehreren Anbietern, bei denen ihr solche für genau ein Semester buchen könnt. Die Wohnungen kosten zwischen 500-700€. Kommt ganz darauf an, wie groß und modern es sein soll oder direkt in der Stadt oder außerhalb.
Empfehlen kann ich euch das “Chapters”. Das vermietet solche Appartments in denen größtenteils Studenten sind und das ist auch ganz in der Nähe von der VDK. Ein weiteres ist das Shed-Co Living, aber das ist weeeeeeeeit außerhalb und natürlich wohne ich da. War mir anfangs nicht bewusst, dass es so weit weg ist, aber mei. Jedenfalls haben diese jeweils ein Fitnessraum, Gemeinschaftsräume, große Küchen inklusive Öfen und Kaffeemaschinen, die jeder benutzen kann. Eigene Räume mit großen Fernsehern gehören natürlich dazu. Nicht selten, dass dort jemand seine Konsole anschließt. Waschräume gibt es selbstverständlich auch, hier zahlt man pro Waschgang. Versteht sich von selbst, dass auch einzelne Räume zum Lernen vorhanden sind. Das sollte man natürlich nicht vernachlässigen. Schließlich ist man auch hier um etwas zu lernen. Die Zimmer könnt ihr euch online auf deren Websiten anschauen, aber vorneweg gesagt, alle sehr modern und schön.
Lasst mich euch kurz nochmal etwas über die Busse erzählen. Die kann man eigentlich in zwei Kategorien unterteilen. Die einen fahren nur in der Innenstadt, denn diese sind mit Leitungen verbunden, die über allen Straßen hängen. Die anderen Busse sind eher modern und zeigen durchgehend kurze, schlecht animierte Clips von Tieren, die einem zeigen, wie man sich in Bussen verhalten sollen. Da ich fast eine Stunde von meiner Wohnung bis zur Uni brauche, kenne ich schon alle auswendig. Als Highlight würde ich die nicht betrachten. Ansonsten haben die Busse teilweise USB-Stecker, Desinfektionsmittel und Heizungen. Die beste Federung haben beide nicht und da die Straßen nicht unbedingt im besten Zustand sind, fühlt man jedes Loch oder Unebenheit und springt hin und her auf seinem Platz. Daran gewöhnt man sich aber schnell. Da eine Fahrt aber nur 50 Cent, bzw. ein Monatsticket für Studenten nur 5,80€ kostet, kann man sich darüber nur bedingt beschweren. Übrigens kostet Schwarzfahren 8€. Fragt nicht, woher ich das weiß.
Wichtige Info: die blöden Monatstickets muss man erst aktivieren, aber das sagt einem ja keiner. Diskutieren kann man mit den Kontrolleuren nur schlecht, wenn ihr weder litauisch noch russisch sprecht.
Ich glaube, dass ihr jetzt einen ersten Eindruck gewinnen konntet und genug Infos fürs Erste erhalten habt. Genauer auf die Stadt, Geschichte, gute Orte, Events und weiteres erzähle ich in meinem zweiten Eintrag. Der kommt in Kürze, weil ich ein wenig hinterher war, aber die Stadt lenkt einen schon gut ab.
Bis dann!